SCHULE RETTEN
LAG Bildungspolitik NRW im November 2020
„SCHULE RETTEN“ heißt in Pandemiezeiten Lernfreude und Bildung erhalten!
Wie in vielen anderen gesellschaftlichen Feldern hat die Pandemie die Versäumnisse und Fehler der Schulpolitik für alle deutlich sichtbar gemacht:
Zu große Lerngruppen treffen auf zu kleinem Raum auf zu wenig Lehrpersonal. Hinzu kommen (digitale) Ausstattungsmängel von Schulen, Schüler*innen und Lehrkräften („digitale Unterversorgung“).
Durch die Pandemie-Zeiten verstärkt sich die soziale Benachteiligung einkommensarmer Familien beim Wohnraum und privatem Zugang zu Bildungsmitteln, digitaler Ausstattung und weiteren außerschulischen Bildungsmöglichkeiten. Das Schulministerium hat es versäumt, hier rechtzeitig Weichen zu stellen, die Abstandsregeln und Infektionsschutz ermöglichen, und lässt Schüler*innen, Schulbeschäftigte und Schulleitungen im Stich. Ein realisierbarer „Plan B“ als landesweiter Rahmen für Schulen in Pandemiezeiten, der die Bildungsungleichheit nicht noch verstärkt, fehlt.
Noten und Prüfungen sind nicht das Ziel von Schule, sondern BILDUNG!
Derzeit tritt die Vermittlung von Kompetenzen sowie Fähigkeiten und Fertigkeiten, insbesondere die kollaborativen, in den Hintergrund gegenüber der Anhäufung von „Stoff“, den es zu lernen gilt – alles für Klassenarbeiten, Klausuren, Abschluss- und Vergleichsarbeiten.
„Schule“ ist vor Allem BILDUNG, d.h. Denken in Zusammenhängen, ausgestattet mit (fachspezifischen) methodischen Fähigkeiten zur Aneignung der Welt und in kritischer Distanz zum Vorgefundenen. Dabei spielen selbstständige Lern- und Erarbeitungsformen sowohl allein als auch in Gruppen eine entscheidende Rolle.
Was tun?
- Derzeit bestimmen die Debatte „Schule offen halten“ eher Schulpflicht und Betreuungsgewährleistung als Gesundheitsschutz der in Schulen Lernenden und Arbeitenden.
Deshalb ist nach wie vor die Forderung nach Teilung der Lerngruppen wichtig und richtig.
- Der zusätzliche Raumbedarf wird durch die Anmietung leerstehender Räume oder die Nutzung derzeit geschlossener Einrichtungen Das wird kommunal organisiert und finanziell vom Land unterstützt.
- Das notwendige Zusatzpersonal kann z.B. unter derzeit in Existenznot geratenen Kunstschaffenden, Musiker*innen, Trainer*innen, Studierenden, in Weiterbildung und Veranstaltungstechnik Arbeitenden geworben werden. Diese Arbeit muss auskömmlich vom Land vergütet werden.
- Das Zusatzpersonal entwickelt entweder Projekte mit der eigenen Gruppe (über eine vorbestimmte Zeit) oder bearbeitet von den Regellehrkräften gestellte Aufgaben. Sie bringen ihre je eigenen Fähigkeiten für die Lerngruppe ein. Sie stehen in Kontakt mit den Lehrkräften des Regelunterrichts und werden von der Schule durch Beratung unterstützt, für die verbindliche Stundendeputate vorgehalten werden.
- In Pandemiezeiten müssen die Schulen vor Ort zuständig sein für Entscheidungen, wie sie Unterricht und Bildung organisieren. Es muss Schluss damit sein, Schulen zu erschrecken und zu disziplinieren.
Wie ist DIGITALISIERUNG für geteilte Lerngruppen nutzbar?
Wenn in den Medien derzeit Bilder von Unterricht zu sehen sind, handelt es sich zumeist um lehrkraftzentrierten Frontalunterricht, der alle Mängel des Instruktionslernens versammelt – auch in modellhaften hybriden Formen.
Die Digitalisierung in der Schule muss aber für eigenständige Paar- und Gruppenarbeit vorangetrieben werden: Partner- und Gruppenarbeiten sind auch mit Abstand durch Arbeiten auf einer schuleigenen Plattform mit den von der Schule bereit gestellten Geräten und Programmen gut und sinnvoll. Das muss im Präsenzunterricht eingeführt und angeleitet werden. Es wird in den zusätzlichen Räumen und ggf. mit schulischen Endgeräten gearbeitet, so dass alle Schüler*innen über die gleichen digitalen Zugangsmöglichkeiten verfügen.
Die Ergebnisse der Gruppenarbeiten sind angemessen zu bewerten und zu würdigen.
Leistungsdruck abbauen!
Gleichzeitig müssen „Stoffkataloge“, daran orientierte Leistungsüberprüfungen, Vergleichsarbeiten und Abschlussprüfungen für dieses Schuljahr ausgesetzt werden, um den Druck von Schüler*innen, Lehrkräften und Eltern zu nehmen. Zeugnisse und Versetzungen sind immer möglich.
Nicht nur in Pandemiezeiten geht es um den Erhalt von Lernfreude und Bildung, nicht um Messen und Bewerten!